Sozialtherapie orientiert ihre Strategien an der Erkenntnis, dass die psychischen, somatischen und psychosomatischen Krankheiten der Menschen auf vielfältige Weise mit ihrer familiären und weiteren sozialen Umwelt verknüpft sind. „Grundsätzlich wird jede Individualtherapie bereits in dem Augenblick zur Sozialtherapie, in dem die Krankheit oder das Leiden eines Menschen nicht mehr ausschließlich als seine persönliche Angelegenheit behandelt wird, sondern als ein Ereignis, das ihn mit Personen und Umständen seiner sozialen Umwelt verbindet.
Hierfür dient die systemische Familientherapie in Verbindung mit dem tiefenpsychologisch orientierten psychosozialen Ansatz der Psychotherapie. Durch das familientherapeutische Setting wird das individualistische Behandlungskonzept der tiefenpsychologisch fundierten psychosozialen Therapie zu einem psychosozialen Ansatz transzendiert. Die Therapie zielt darauf ab, Störungen der Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit entlang der Kontaktfläche zum sozioökologischen Feld zu behandeln.
Die Sozialtherapeutische Theorie hat ihr wesentliches Gehalt in der Interaktionstheorie, weil sie zum einen die Symptomatik des Klienten im Zusammenhang mit seinen familiären Bindungen betrachtet und zum anderen die Therapeut-Klienten-Beziehung zum Zentrum des Hilfeprozesses macht.
„Soziotherapie zielt darauf ab, Störungen der Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit entlang der Kontaktfläche zum sozioökologischen Feld zu behandeln. Dabei gibt es zwar Überschneidungen mit dem, was psychotherapeutische Intention ist, vor allem die Zielsetzung aber ist eine andere. Soziotherapeutische Aktivitäten entfalten sich vor allem dort, wo Menschen Hilfe suchen – nicht aufgrund mehr oder weniger klar definierter seelischer Leiden, sondern in der Regel über soziale Gemeinsamkeiten und Faktoren. (...) Im Vordergrund (der Soziotherapie) stehen weniger die einzelnen Handlungen und zu verändernden Lebensbedingungen der Klient:Innen, sondern deren Handlungskompetenzen und -potentiale.“ (Baer 1991)